Interview mit Michael Wrede
Studium Kinderbuchillustration – Zeit für eigene Geschichten

Jeder kennt sie aus der eigenen Kindheit: faszinierende Geschichten in Buchform – spannend erzählt und fantasievoll illustriert. Kinderbücher behaupten sich mehr denn je auf dem Buchmarkt, die Branche verzeichnet sogar steigende Umsätze. Nur wenige Ausbildungsstätten in Deutschland bieten ein spezialisiertes Studium in diesem Illustrationsbereich an. Studierende der AID Berlin können sich seit diesem Jahr explizit zu Kinderbuchillustrator*innen ausbilden lassen – ohne auf die gesamte Bandbreite der Bildgestaltung verzichten zu müssen. Michael Wrede, Initiator des vertiefenden Studiengangs und selbst Kinderbuchillustrator, erklärt wie das geht.

Wie kam es zur Erweiterung des bestehenden Studiengangs Illustrationsdesign um den Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch?

Als Jurymitglied beim Buntspecht Wettbewerb für Buchillustration 2018 musste ich leider feststellen, dass unsere eigenen Studierenden keine vorderen Plätze belegten. In unserem breit aufgestellten Curriculum werden alle Aspekte des Illustrationsdesigns berücksichtigt, u.a. der Bereich Kinder- und Jugendbuch. Wer sich jedoch intensiver mit dem Thema Kinderbuch auseinander setzen möchte, braucht dafür mehr Raum im Studium. Zur Entscheidung für diese Programmerweiterung hat auch beigetragen, dass immer mehr Studierende, aber auch Interessierte außerhalb der Akademie, mit eigenen Buchideen an mich herantreten.

Was sind die Ursachen dieser gesteigerten Nachfrage?

Für viele ist es eine Sehnsucht, die sich bis in die eigene Kindheit zurückverfolgen lässt. Der Wunsch, Geschichten zu erzählen, treibt viele um. Also greift man zum Zeichenstift und los geht´s. Das Problem der meisten Autodidakten, die mir ihre Entwürfe vorlegen, ist, dass sie zu komplexe Geschichten planen oder nicht die passende visuelle Form finden. Das lässt sich auch bei Teilnehmern unserer Weiterbildungsangebote wie dem Gaststudium oder der Sommerakademie feststellen. Ein ausreichend vertiefendes Studium ist für angehende Kinderbuchillustrator*innen unabdingbar.

Wie sieht das Kursprogramm konkret aus?

Zunächst wird das reguläre Grundstudium durchlaufen. Dort werden gestalterische Grundlagen vermittelt, die alle Designbereiche betreffen. Erst im dritten Semester beginnt die Vertiefung im Bereich Kinder- und Jugendbuch mit Charakterentwicklung und Storytelling, Layout und Schriftgestaltung. In den folgenden Semestern intensiviert und erweitert sich die Ausbildung um weitere Facetten wie Animation, Pop-up, Narration in räumlicher Inszenierung und fotografischer Umsetzung. Vielfältige Techniken erzeugen unterschiedliche Stile.

Welche Praxiseinblicke bietet die Ausbildung?

Zahlreiche Studienprojekte laufen in Kooperation mit Verlagen, eine gute Gelegenheit für Studierende ihr eigenes Portfolio aufzubauen. Wir stehen in Kontakt mit etablierten Autoren und Illustratoren, die im Unterricht oder auf Veranstaltungen der Akademie wie z.B. dem Artist Talk ihr Wissen gern weitergeben. Exkursionen zu Buchmessen stehen genauso auf dem Stundenplan wie Kurse zur Existenzgründung und Vermarktung der eigenen Werke.

Was muss ich tun, um herauszufinden, ob diese Schwerpunktausbildung was für mich ist und ich mit meinem Stil am Kinderbuchmarkt bestehen kann?

Der einfachste Weg ist, mit den eigenen Arbeiten – Skizzen, Stories oder fertigen Buchideen – zur Akademie zu kommen. Im persönlichen Gespräch geben wir Feedback und entscheiden über eine Zulassung zum Studium. Auch das regelmäßig stattfindende Probestudium bietet die Gelegenheit, sich als Buchillustrator*in einmal auszuprobieren. Nur Mut, am Kinderbuchmarkt sind immer neue Geschichten gefragt!

Mehr über das Studienangebot Kinderbuchillustration kannst du hier erfahren.